Bierathlon 2009

Hochverehrte Corona,
in Vertretung unserer Schriftführerin, die sich als erfolgreiche Bierathletin bereits ausreichend um unseren Arbeitskreis verdient gemacht hat, möchte ich hiermit die wichtigsten Ereigniße dieses denkwürdigen Tages rekapitulieren. Um dem sportlichen Großereignis wie jedes Mal auch von geistlicher Seite zum Erfolg zu verhelfen, versammelte sich in den Morgenstunden eine selbst für Struppener Verhältniße enorme Studentenzahl in der kleinen Hauskapelle zu St.Pauli. Als ein gutes Omen brach pünktlich zum Segen die Sonne durch die morgendliche Wolkendecke, wobei unser Ehrenmitglied Norbert S. es sich nicht nehmen ließ, noch zu angemeßenem Umgang mit nicht näher bezeichneten Durstlöschern zu raten.
Nach letzten Vorbereitungen erhob unser Präsident seine Stimme, um den Bierathlon feierlich einzuleiten. Insbesondere wurde in Erinnerung an einige Vorfälle während des letzten Bierathlons auf einen neuen Verhaltenskodex zur Vermeidung von Mißverständnißen bei unkonventionellem Kontakt mit den Einheimischen hingewiesen. Als geeigneter Kompromiß zwischen Wahrung der eigenen Identität und gleichzeitiger Betonung der Gemeinsamkeiten mit den herumstreifenden Horden wurde das Vortragen des Cantus „Trinkfest und arbeitßcheu, aber der Kirche treu“ empfohlen. Auch in diesem Jahr ließen sich die 10 Teams der Bierathleten bei der Gestaltung der Trikots bzw. Kostüme keineswegs lumpen und auf diese Weise wurden verschiedenste Trachten der vergangenen Jahrhunderte und −tausende wiederbelebt.
Nun aber war der Elan und Kampfeswille der Bierathleten durch keinerlei Worte mehr zu besänftigen, sodaß sogleich zum Startbier gegriffen wurde. Dabei galt es, jeweils eine Flasche des edlen Gebräus zu eröffnen, einzuschenken und den Inhalt sogleich vollständig die Kehlen hinabfließen zu laßen. Unser Präsident Vinzenz und Oberzapf Manuel ließen sich es jedoch nicht nehmen, als Referenzgruppe ebenso den Brauch auszuführen. Immerhin bewältigte das schnellste Team diese Aufgabe innerhalb einer Rekordzeit von weniger als 20 Sekunden pro Bierathlet. Anschließend mußte mit Pfeil und Bogen auf eine Zielscheibe geschoßen werden, wobei wohl bis heute unklar geblieben ist, wie ein Einschlagsloch in den innersten Kreis gelangen konnte.
Um die stürmischen Teams möglichst früh mit den Widrigkeiten des Gebietes vertraut zu machen, wurde die Route so gewählt, daß zunächst die Bergwertung am Struppenberg durchgeführt wurde. Zwar ließen sich keine Trupps der berüchtigten Einheimischen antreffen, dennoch trug der zahlreiche motorisierte wie unmotorisierte und zumeist recht uneinsichtige Individualverkehr zur Schwierigkeit dieses Abschnittes bei. An den Stationen wurden die Wettstreiter schließlich auf Leber und Hirn getestet. Jeweils drei knifflige Quizfragen rund um den Hopfensaft deckten letzteren Part ab.
Der weitere Weg führte über die Struppener Kirche über Schloß und Eugen wieder nach St.Pauli zurück. Wenngleich der eine oder andere an seine körperliche Belastungsgrenzen gestoßen war, verlief der Lauf ohne nennenswerte Bleßuren, wenngleich unter hohem Sonnenmilchverbrauch. Am äußersten Punkt des Parcours wartete eine besonders vertrackte Aufgabe die Ahnungslosen: der Kampf gegen den Limes, der in aller Härte mit und ohne Hilfe der Bezwinger der rationalen Grenzwertaufgabe, Bernoulli und de l´Hospital, ausgefochten wurde.
Insgesamt ist anzumerken, daß dieses Mal deutlich restriktiver mit der Verteilung von Fanbieren verfahren wurde, was nicht zuletzt an den geänderten Regeln, die eine stärkere Negativwertung dieser bislang gängigen Strategie mit sich brachten, lag. Der weitere Nachmittag stand nun ganz im Zeichen von „Brot und Spielen“. Nach der wohlverdienten Stärkung durch die fast schon traditionelle Soljanka mußten die Wettkämpfer ihre Ausdauer und Geschicklichkeit in insgesamt vier Spielen unter Beweis stellen. Zunächst mußte ein mittels Bindfaden über dem Gesäß befestigter Bleistift in eine Bierflasche bugsiert werden, was selbst die (angeblich) Trinkfestesten vor koordinative Hürden stellte. Das darauf folgende Schubkarrenspiel sollte ebenso selbsterklärend sein wie der eiserne Siegeswille, der Schürfwunden und die limitierten Energiereserven vergeßen ließ. Das dritte Spiel bestand in der Herausforderung, sich möglichst weit fortzubewegen, wobei auf nur drei Bierdeckeln gestanden werden durfte. Ganz Schlaue versuchten diese Regel für sich umzudeuten, indem sie die Deckel stets unter den Sohlen behielten, was jedoch nicht gewertet wurde. Als Klaßiker ist auch das vierte Spiel, der Bierkastenweitwurf, zu nennen. Verständlicherweise entstanden wohl hier die dynamischsten Lichtbilder.
Immer wieder eine heikle Frage ist, ob die beim Grillen aufgelegten Würstchen den Hunger in ausreichendem Maße zu stillen vermögen. Dieses Jahr konnte diese Frage eindeutig mit ja beantwortet werden, was aber nicht zuletzt daran gelegen haben könnte, daß einige der Teilnehmer sich schon früh ins Innere des Hauses zurückzogen und anschließend nicht mehr gesehen wurden.
Am Ende konnte sich das Team „Radeberger Ritter“ in der Wertung durchsetzen und wurde mit einem Watzke-Gutschein im Wert von 10 € prämiert. Die Teams teilten jedoch noch andere Preise unter sich auf, so beispielsweise für das ausgefallenste Kostüm, die beste Trinkund Bergleistung etc. Bedenklicherweise schien jedoch herausragende Trinkleistung nicht in direktem Zusammenhang mit einer hohen Gesamtpunktzahl zu stehen. Nachdem die meisten Teilnehmer und Fans nun den Platz des Geschehens räumten, ließ der Harte Kern das Ereignis noch in gemütlicher Runde, die gleichsam den Beginn des Bierkreiswochenendes einleitete, ausklingen. Insgesamt kann also wieder von einem erfreulichen und erfolgreichen Ereignis die Rede sein, womit wieder einmal die hohe Bedeutung und integrative Funktion des Bierkreises in der KSG bewiesen werden konnte.

Vollendet zu Heidenau, den 04.05.2009
Roland Zimm