Bierathlon 2007

An einem heißen Mittwochnachmittag vollzog eine kleine Schar Bierkreisler (deren zwei) nach dem Motto „Der schönste Sport ist der Biertransport“ die Anreise ins idyllische Struppen mittels eines fast schrottreifen weißen Kleintransporters, der dank der Unterstützung der Radeberger Gruppe mit rauen Mengen edelsten Stoffes präpariert war.
„Nicht schlecht, Herr Specht!“ wird sich so mancher gedacht haben, als die wertvolle Fracht ins SanktPauliStift einrollte.
Bevor das altehrwürdige Vehiculum sich wieder gen Pirna in Bewegung setzte, um für ein ausreichendes Maß an Feststoffverpflegung zu sorgen, wurde der Gerstensaft sicher verwahrt, um einem vorzeitigen Schwund desselben vorzubeugen.
Nach der Rückkehr von der Einkaufstour, deren Ausmaß den Schatzmeister zu weitgreifenden Sparmaßnahmen veranlasste, wartete bereits eine durstige Corona mit dem Laubbesen in der Hand − auf den Schlüssel zum Versteck der Nullkommafünflitersorgenlöser. Nach Freigabe derselben begann das obligatorische Testen der Kameras, bei dem einem weisen Munde die bedeutsamen Worte entflohen: „Ein Foto ohne Bierflaschen ist gestellt!“
Zur Stärkung wandten sich acht Personen (eigentlich neun, denn Andi aß für zwei) einem herzhaften Abendbrot zu, wobei das erste Faß angestochen wurde. Dem geneigten Leser sei an dieser Stelle versichert, daß es sich dabei ausnahmsweise um Gurken handelte (beim Faß, nicht bei den Eßern!). Der hochehrwürdige Präsident stellte dabei fest, „wieviel Bier im Kasten sind“. Nachdem die Mahlzeit mit dem Studententafellied abgeschloßen worden war, wandte man sich den Vorbereitungen für den nächsten Tag zu: Die Meße wurde vorbereitet, das Mittagsmahl bereitet und als später, als nach dem Eintreffen des Zapfmeisters, der Vorstand komplett versammelt war, begann die Besprechung der Organisatoren für die Details des Ablaufs der Wettkämpfe. Währenddeßen erschienen nacheinander noch mehrere Athleten, die wohlweislich von der Konferenz in der Küche ferngehalten werden mußten.
Schließlich gingen die fleißigen Mitarbeiter zwar nicht mit den Hühnern, aber mit müden Gliedern und rauchenden Köpfen ins Bett. Am Morgen, das heißt mitten in der Nacht, erwachten am 17. Mai die meisten derer, die den Schlaf der Gerechten schliefen, durch die imposanten gewaltigen Klänge der Filmmusik des Agenten 007, die eine Fortsetzung der Horizontallage nicht ermöglichten. Während des Frühstücks, das Punkt halb Acht auf dem Tisch stand, trafen die nächsten Helfer ein und bald darauf eine durstige Meute sportlicher Athleten oder neugieriger Zuschauer.
Nach dem Briefing der Agenten wurde zunächst für deren geistige Nahrung gesorgt, indem der geistliche Oberhirte der KSG − seines Zeichens Ehrenmitglied des Bierkreises − eine heilige Meße zelebrierte, deren Kürze in der Geschichte des Struppenhauses (das übrigens dieser Tage sein 75jähriges Bestehen feiert) wohl unerreicht sein dürfte.
Die wichtigste Botschaft der „Predigt“ bestand frei übersetzt in dem Satz „Das Ziel ist das Ziel“ (die Informatiker wird es gefreut haben). Danach begab sich der ganze Haufe auf die Terraße, um dem Erinnerungsfoto der Agenten beizuwohnen. Man weiß ja nie, wer unterwegs verdurstet… Nach dem Motto „Man trinkt nur zweimal“ begann der Athlon mit einem Startbier, das die Mannschaften nacheinander erst eingießen und dann in die durstigen Kehlen befördern mußten. Dabei konnte der Rekord des letzten Bierathlons von mehreren Mannschaften gebrochen werden.
51 Sekunden sprechen eine deutliche Sprache! Anschließend starteten die Teams im Abstand von zwei Minuten bei verhangenem Himmel auf den Weg zur ersten Bergwertung, deren Endpunkt sich am Denkmal des glorreichen Feldherrn Eugen von Württemberg befand. Dort sammelten sich viele Sportler und Fans um die Stationsvorsteher, die durch einige Quizfragen die Möglichkeit zum Sammeln von Punkten boten.
Danach bewegten sich die Wettkämpfer zu den leerstehenden Gemäuern des ehemaligen Struppener „Stadtschloßes“, wo es im Angesicht des Bieres galt, fünf Biersorten am Geschmack zu erkennen (was keinem Team vollständig gelang). Auch hier galt es, Fragen zu beantworten. Dabei machten wir die Bekanntschaft einer Abteilung der Landjugend, die den übereifer ihres Friseurs anscheinend mit gewißen Störungen im Bereich unterhalb ihres Skalpes zu bezahlen hatten und deshalb nicht bemerkten, daß unter den Steinen, die sie scheinbar hinter sich (und wohl nur versehentlich in die Zuschauer hinein) geworfen hatten, um den Weg wieder zu finden, sich auch ein gezündeter Feuerwerkskörper befunden hatte.
Glücklicherweise gab es bei uns keine Verletzungen, aber ein Team, das sich alleine auf der Strecke befunden hatte, hatte den Verlust dreier Flaschen Bier zu beklagen. Etwas verwundert waren freilich alle über die Tatsache, daß die Räuber des Bieres die Marke Köstritzer Schwarzbier als „Frauenbier“ abstempelten, sich selbst aber dem Genuß von Meisterbräu Radler hingaben.
Die Stationen Gartenstraße / Ecke Sportplatzstraße sowieso Obervogelgesang Ortseingang wurden von den meisten Teams nur kurz zum Beantworten von Quizfragen und zum Verschnaufen genutzt, bevor die zweite Bergwertung von Obervogelgesang hinauf zur Kläranlage auf dem Programm stand. Dort legten die meisten eine längere Pause ein, wobei auch ein unschuldiger Radfahrer beziehungsweise schieber zum Konsum eines Fanbieres angehalten wurde.
Die Wettkampfstrecke führte weiter an der Kläranlage entlang und auf diversen Schleichwegen zum Sportplatz, worauf die Fachkreißtufen unter der inzwischen wesentlich geringeren Last der Bierkästen und müden Beinen der wackeren Gerstensaftliebhaber erbebten. Nach Ankunft am SanktPauliStift wurde eine leckere scharfe Soljanka kredenzt, die sich teils in die Mägen, teils auf die Beinkleider benommener Athleten ergoß. Nach der Labung aller hungrigen Seelen stand die Aufgabe an, eine Pyramide aus sechs Bierfäßern mit einem Ball abzuräumen. Jedoch traf kein Team mehr als fünf Riesenblechsemmeln.
Nach Abräumen der Büchsen begab sich die Schar der Agenten und Sympathisanten auf die Wiese der LPG, die von dieser in weiser Voraußicht bereits gemäht worden war. Dort mußten sich die Agenten in durstiger Mißion auf zwei Bierkästen fortbewegen, was nicht allen glückte, weil es einen gewißen Gleichgewichtßinn voraußetzt. Auch beim Skilaufen fanden sich einige in die Horizontale wieder, nachdem sie ihre (vertikale) Haltung verloren hatten. Einige konnten den Waßerbecher nicht im Munde behalten, die SächsischSchwäbischen Hopfenbrüder erreichten das Ziel (den Maßkrug) trotz Zuhilfenahme von Gehhilfen überhaupt nicht. Zwischendurch war ein Bierkastenweitwurf angesagt, wobei jedes Teammitglied einmal werfen mußte. Die Zeiten eines Teams wurden addiert. Hier zeigte sich schon die Dominanz der späteren Sieger.
Darauf waren die Goldfinger, das heißt die Armmuskeln, gefragt. Während ein Athlet eine Maß Waßer so lange wie möglich stemmte, mußte der Teamkamerad den Zungenbrecher „Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bliebt Brautkleid“ herunterleiern. In beiden Disziplinen fielen alte Rekorde, und manche Spieler durch eine flinke Zunge auf. Zum letzten Spiel zogen alle wieder auf die Terraße zurück, wo eine ruhige Hand beim Kartenhausbau bewiesen werden mußte. Hierbei flatterten noch einige Nerven und Hände, weil die (bei allen Teams geleerten) Bierkästen abgegeben wurden, und einige Platzierungen änderten sich noch. Auf diese wartete ganz Struppen schon gespannt und ungeduldig, als der Präsident des Bierkreises nach dem Grillen das Podium betrat und die Mannschaften einzeln aufrief. Der Abend klang nach der Heimfahrt der meisten Fans noch mit einer Aufführung des neuesten Erzeugnißes von 007 aus, wobei aber kein Zweifel daran besteht, daß der Krimi des sportlichen Wettkampfes um Längen spannender gewesen ist. Einige Athleten verbrachten die Nacht noch in Strupp’schen Gefilden, bevor auch sie die Beine in die Hand nahmen und das Revier dem harten Kern des Bierkreises überließen.
Und hier sind die Sieger: Gesamtwertung: Die „Sharks“ (Haßeröder) überraschten alle Experten durch fulminante Bergsprints und eine starke Leistung bei den Spielen. Bergwertung: Es war fast vorauszusehen, daß das Team „Water OS − It runs and runs“ (Radeberger) sich diese begehrte Wertung sichern würde. Erstaunlich knapp war jedoch der Abstand zu den zweitplatzierten „Sharks“ mit nur fünf Sekunden. Trinkwertung: Dies war ein heiß umkämpftes Feld: Mit 18 getrunkenen Flaschen errang „Gut Beßer Baß II“ (Freiberger) den Sieg in der Halbliterklaße vor den punktgleichen Mannschaften „Nasdrovje − Hopfen wir das Beste“ (Staropramen) und „El Zecho & Don Promillo“ (Lübzer / Freiberger) mit jeweils 17 Halben. Beruhigend ist die Tatsache, daß diese (vielleicht prestigeträchtigste) Wertung in den Händen des Bierkreises verbleibt: Jungbierkreisler Franz schaffte mit 10 Biersen ein zweistelliges Ergebnis.
Schönstes Trikot: Die begehrten Trikots mit RadebergerSchriftzug wurden einstimmig dem Team „SoMa“ (Eibauer) zuerkannt, das durch eine selbstangefertigte gelbe Einheitskleidung mit dem Schriftzug „Ladies 1st“ jeden Zweifel daran ließ, daß es als einziges Team für diese Wertung in Frage kommt.
Hauptorganisator: Ausnahmsweise total unbescheiden möchte ich dies noch voller Stolz erwähnen: Vollkommen überraschend kam für mich die Auszeichnung zum „Mr. Bierathlon“, womit mein Einsatz bei der Vorbereitung gewürdigt werden sollte. Ich möchte mich aber auch an dieser Stelle bei allen anderen bedanken, die sich an der Vorbereitung und Durchführung des Bierathlons beteiligt haben. Ohne sie wäre sein Gelingen unmöglich möglich gewesen.

Vinzenz alias Mr. Bierathlon
Schriftführer